Die Forschungsgruppe für Mensch-Computer-Interaktion und Visual Analytics der Hochschule Darmstadt leitete die technischen Sitzungen der ersten Konferenz zum Aufbau der Afghanistan Online University. Prof. Dr. Kawa Nazemi wurde in den Lenkungsausschuss und das Koordinationsteam der geplanten Universität berufen.
Die Afghanistan Online University soll jungen Menschen afghanischer Herkunft, die außerhalb Afghanistans leben – insbesondere in Flüchtlingslagern und anderen prekären Verhältnissen – die Möglichkeit geben, allgemeine berufliche Kompetenzen und Fachwissen über die afghanische Kultur und Gesellschaft zu erwerben. Ein umfassendes System des Online-Lehrens, -Lernens und -Prüfens gewährleistet gleichzeitig die Zugänglichkeit des Studienangebots für junge Menschen, die in Afghanistan leben.
Die Studierenden werden darauf vorbereitet, im Einklang mit ihren Kompetenzen in der ganzen Welt beruflich tätig zu sein und zu einer wünschenswerten Zukunft Afghanistans beizutragen. Eine Mischung aus Professoren und Nachwuchswissenschaftlern sowohl aus verschiedenen Ländern der Welt als auch afghanischer Herkunft – darunter auch solche, die die Möglichkeit verloren haben, an Universitäten in Afghanistan zu arbeiten – kann zur akademischen Qualität in allen vertretenen Disziplinen und zur Erweiterung des Wissens über die afghanische Kultur und Gesellschaft beitragen. Die Zusammenarbeit in Lehre und Forschung wird zwischen den an dieser Online-Universität beschäftigten Wissenschaftlern, den Wissenschaftlern einer für jedes Fachgebiet zu findenden Partnereinrichtung und Personen aus vielen Ländern und Einrichtungen, die auf Teilzeitbasis beteiligt werden sollen, gefördert.
Studienprogramme auf Bachelor- und Master-Ebene, die in ihrer Länge den vorherrschenden „Bologna“-Praktiken ähneln, sowie eine Doktorandenausbildung werden – wie an den meisten offenen Universitäten der Welt üblich – in den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften angeboten, und zwar in 10 Bereichen: Sprach- und Literaturwissenschaften, Pädagogik, Psychologie, Sozialarbeit, Soziologie, Politikwissenschaft, Journalismus/Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre und zusätzlich IT/Informatik. Masterstudiengänge können sich auf bestimmte Themen spezialisieren (z. B. Management natürlicher Ressourcen) oder interdisziplinär sein (z. B. Gender Studies). Diese Bereiche dürften durch einen kreativen Dialog zwischen den Theorien, Methoden und Erkenntnissen und den kulturellen und gesellschaftlichen Besonderheiten der afghanischen Kultur und Gesellschaft bereichert werden. In Bereichen, die umfangreiche Laborarbeiten oder Praktika, eine klare universalistische Wissensbasis und eine ausschließlich nationale oder regionale Ausrichtung erfordern, sind keine Studienprogramme vorgesehen. Fort- und Weiterbildungsprogramme könnten in Zukunft hinzugefügt werden.
Insgesamt müssen für die zehn Disziplinen 60 Professorinnen und Professoren und die gleiche Anzahl wissenschaftlicher Nachwuchskräfte (VZÄ), unterstützt durch eine beträchtliche Anzahl von Verwaltungsmitarbeitern, beschäftigt werden, um die Hälfte der Lehraufgaben abzudecken und das Rückgrat der Forschung zu bilden. Jeweils ein Viertel des Lehrauftrags wird von Wissenschaftlern der Partnerinstitutionen und von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt in Teilzeit übernommen. Insgesamt können rund 5.000 Studierende aufgenommen werden, eine weitere Steigerung ist mit begrenzten zusätzlichen Ressourcen realisierbar.
Die Online-Universität wird sich um hohe akademische Qualität, eine überzeugende Verbindung zwischen akademischer Qualität und beruflicher Relevanz, die Gewährleistung der akademischen Freiheit sowie die Unterstützung der akademischen Bereiche und derjenigen Personen bemühen, die unter den derzeitigen widrigen politischen Bedingungen in Afghanistan am meisten leiden, d.h. ethnische und religiöse Minderheiten sowie Frauen.